Zahnarztrechner und Windows XP – Zeitreise beim Zahnarzt

Kürzlich fühlte ich mich in meine Jugendjahre zurückversetzt als ich zu einem Auftrag bei einem Zahnarzt gerufen wurde. Vor Ort war ein 16 Jahre alter Rechner mit Windows 95 und dem DOS-Programm Zahnarztrechner. Das Programm sollte auf einen im Vorfeld gekauften Windows 7-Rechner installiert werden und ein Lesegerät für die neuen elektronischen Gesundheitskarten (eGk) angebunden werden.

Anfänglich war ich recht skeptisch, dass ich den Zahnarztrechner direkt unter Windows 7 zum Laufen bekommen würde. Der Kunde zeigte mir jedoch ein Schreiben, in dem „ein sicheres Betriebssystem ab Windows XP“ empfohlen wurde. Nach einem kurzen Telefonat mit der Hotline wurde klar, dass das ab in Wirklichkeit ein ausschließlich war. Es musste also eine andere Lösung gesucht werden.

Mein erster Ansatz war die Nutzung von Windows XP Mode – einer für Lizenznehmer von Windows 7 Professional, Enterprise und Ultimate kostenloses virtualisiertes Windows XP. Um das eGk-Lesegerät verfügbar zu machen, musste die serielle Schnittstelle in die Virtuelle Maschine durchgeschleift werden. Die technischen Voraussetzungen für die Nutzung von XP Mode waren also gegeben. Doch während der Nutzung des Zahnarztrechners traten zwei weitere Probleme auf:

  • Der Bildschirmtreiber aus XP-Mode ermöglicht es nicht ein DOS-Fenster in den Vollbildmodus zu schalten. Auch die Tastenkombination ALT+ENTER sowie ein Ändern der Puffer- und Fenstergröße brachte keine Abhilfe.
  • Das Programm verzögerte in XP-Mode den Bildaufbau stark, so dass kein sauberes Arbeiten möglich war. Dieses Problem hängt wohl mit dem vorherigen Punkt zusammen.

Die Nutzung einer weiteren Virtualisierungsumgebung (z.B. VirtualBox) wäre zwar möglich gewesen, jedoch musste der Kunde dafür sowieso eine Windows XP-Lizenz kaufen. Deshalb entschieden wir uns den künftigen neuen Praxisrechner direkt mit Windows XP zu bespielen. Diese Maßnahme war sofort von Erfolg gekrönt; der Zahnarztrechner ließ sich nach Kopieren der Programmdateien und Installation einer Wartung (ZW32) starten. Die Anbindung des eGk-Lesegerätes nach Anleitung erfolgte problemlos (Hinweis: der Name des Rechners musste gleich mit dem des alten Rechners sein; Hinweis 2: In der PATH-Umgebungsvariable müssen zwei Programmpfade eingetragen werden).

Ein letztes Problem sollte sich noch dem abschließenden Erfolg in den Weg stellen. Einige Berechnungen funktionierten im Programm nicht mehr korrekt. Ein Vergleich von Dateien, Dateiinhalten und MD5-Summen zeigte keine Fehler. Nach längerem Suchen fiehlen mir die zurückgesetzten Dateiattribute auf. Der Zeitpunkt der letzten Änderung aller Dateien wurde auf den selben Zeitpunkt zurückgesetzt. Nach erneutem Kopieren der Zahnarztrechner-Daten vom alten auf den neuen Rechner unter Linux (cp X Y –preserve=all) und erneutes Aufspielen der ZW32 lief das Programm reibungslos.

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